01.05. - 07.05.2016 - Ausfahrt an den Lago Maggiore
Die Fahrt in den Mai begann zu nachtschlafener Zeit, bei leichtem Nieselregen und mit schweren Koffern voll angepasster Winter- und hoffnungsfroher Sommerkleidung.
Auch jenseits des Gotthardtunnels erstrahlte kein sonniger Süden. Vielleicht, um den Himmel günstiger zu stimmen, bezogen wir am Nachmittag unsere Zimmer im Kloster (Hotel Il Chiostro = das Kloster), das zentral in Verbania-Intra lag. Um die Beine nach der langen Busfahrt zu vertreten, gab es nach einer Mini-Schifffahrt auf dem Lago Maggiore noch einen kleinen Spaziergang von Pallanza am Ufer des Lagos zurück nach Verbania.

02.05. Mit einer halben Stunde Gnadenfrist (um 9:00 statt 8:30 Uhr) und mit unserer Wanderführerin Pia ging es mit dem Bus in eines der Seitentäler, immer schön bergauf auf steinigen ehemaligen Mulipfaden. Alle Jacken verschwanden nach und nach in den Rucksäcken und wir konnten alte Dörfer, verlassene Häuser, Ziegen, Aussicht und Pflanzen bewundern. Pia erzählte uns, dass sie in einem dieser Dörfer wohnt. Früher hatte es 500 Einwohner. In den 60er Jahren begann der Tourismus und alle Jungen verließen die Dörfer, in denen das Leben beschwerlich war – keine Schulen, keine Ärzte, kaum Einkaufsmöglichkeiten. Heute hat ihr Dorf Schule, Krankenhaus und Einkaufsmöglichkeit, aber es wohnen nur noch 150 Menschen dort. Am Ende der Wanderung rasteten wir in einem kleinen Berglokal und es gab mit Sicherheit das beste Bier des Tages – auf einer Holzterrasse, zugerankt mit duftenden Glyzinien und Sicht auf die schneebedeckten Berge. Zu diesen fuhren wir dann weiter mit dem Bus: in Macugnaga, am Fuße des Monte Rosa besichtigten wir ein Walserdorf, bei dem trotz Mai die Saison noch nicht begonnen hatte. Auf dem dortigen Friedhof konnte man sehen, dass etliche junge Menschen ihr Leben im Monte Rosa Massiv verloren haben.



03.05. Inzwischen bei strahlendem Sonnenschein ging es wieder entlang des Lago Maggiores nach Norden: in Locarno hätte man endlich richtig Geld ausgeben können, wenn man denn wollte. Das erste Eis wurde genossen und dann ging es weiter in das bekannte Verzascatal. Zunächst wurde besichtigt, wo James Bond in „Golden Eye“ die Staumauer hinuntergejumpt war. Weiter ging es bis ans Talende nach Sonogno. Dort konnte man neben dem alten Bergdorf selbst u. a. einen Mann auf einer Eisscholle und andere riesige Bilder an den Häuserwänden bewundern – eine attraktive Fotoausstellung im Freien. Nach einem späten Picknick am Ufer des Flusses sammelten wir Silber und Gold – in Form von glitzernden und blinken den Steinen.

04.05. Pia begleitete uns wieder und führte uns Wege, die man trotz guter Beschilderung sonst kaum gefunden hätte. Wir besichtigten zwei – trotz der kleinen Dörfer – schöne und relativ große Kirchen (gut erhaltene Fresken und – was ich noch nie gesehen hatte – eine Josefsstatue mit Jesuskind auf dem Arm). Erstaunlicherweise mit einem recht jungen Josef. Wir kamen an einem kleinen Wasserfall vorbei, neben dem die Geschichte der Dorfhexen erzählt wurde (die sehr hübsch war und auf dem Berggipfel mit dem Teufel tanzte...), sahen Knabenkräuter in rot und gelb, kamen an einem edlen restaurierten Hüttlein vorbei, das ein wohlhabender Mailänder als Sommerlandsitz ausgebaut hatte – und kraxelten in der „kleinen“ und der „großen“ (250 m lang) Schlucht herum, in letzterer sollen sogar Konzerte stattfinden, die Akustik ist geprüfter Weise gut. In Domodossola gab es noch einen kleinen Stopp mit Besichtigung des alten und wieder neu belebten Stadttkerns und natürlich wieder einem Eis – wo, wenn nicht in Italien!

05.05. Nach einer kurzen Besichtigung des Parco della Memoria e della Pace – Gedenkstätte zur Erinnerung der Ermordung von Partisanen und Juden durch die SS – und nach einer kleinen Wanderung vom Stienmetzdorf (Wandgemälde) Baveno aus ging es auf einem Höhenweg mit schöner Aussicht auf den Lago Maggiore nach Stresa. Entlang der prächtigen alten Hotels führte der Weg zum Hafen. Nach einem Mitttagspausenaufenthalt fuhren wir mit dem Boot zur nahe gelegenen Isola Bella. Gemeinsam ging es noch in das Schloss, danach konnte jeder nach Belieben die Reichtümer der Inselbesitzer im Schloss, die schöne Gartenanlage (...wo die Zitronen blühn) mit den radschlagenden weißen Pfauen und dem vielleicht etwas überladenen, aber allgemein bekannten Skulpturenaufbau ansehen oder an den vielen Souvenirständen bummeln. Die Rückfahrt per Schiff nach Verbania verging im Fluge.


06.05. Am letzten Tag gingen wir in den Botanischen Garten der Villa Taranto im Ortsteil Pallanza. Obwohl die Blüte der Kamelien fast beendet war und die der Azaleen und Rhododendren sich dem Ende zuneigten und die Hortensien noch nicht erblüht waren, gab es eine Fülle von Fotomotiven. Von einer kleinen Kapelle aus ertönten über einen Lautprecher die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi und ein Gefühl von Urlaub und Entspannung überkam einen. – Abends wurden dann die Souvenirs und Dankeschöns fürs Blumengießen zuhause besorgt.


07.05. Am Samstag ging es nach einem Zwischenstopp in dem meist nur durchs Vorbeifahren bekannten Bellinzona (mit großem Markt, mächtiger Burgruine mitten in der Stadt und malerischem Rathaus) wieder nach Hause.
Unser Dank geht an Karin und Herbert für die Organisation, an Pia für die Wege abseits des Massentourismus und an Werner, der uns auf teilweise schmalen Straßen immer sicher gefahren hat. (Haidrun H.) |